Ein Blick in eine Berliner Ecke

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Das Gebäude befindet sich in der Stadt Berlin, ganz in der Nähe des Bahnhofs Gesundbrunnen in Wedding. Es überblickt eine ruhige Straße auf der einen Seite und die S-Bahngleise auf der anderen Seite. Die Architekten Arno Brandlhuber und Muck Petzet bauten das fünfstöckige Geschäfts- und Wohngebäude mit dem Namen Terrassenhaus zwischen 2014 und 2018.

Eine Freundin aus der Redaktion, Nathalia Kharkova, und ich haben die Baustelle besucht und Beobachtungen gesammelt.

Als wir zum ersten Mal die Straße hinuntergingen und das Gebäude sahen, stellen wir fest, dass es vor allem durch seine geometrische Form auffällt: die monotone graue Fassade ist nicht mit den anderen ausgerichtet. Die Stockwerke treten immer weiter von den Straßenfronten zurück, so dass darunter ein Platz entsteht, der auch von Fußgängern genutzt werden kann. Das Haus ist nur auf der linken Seite mit dem Nachbarhaus verbunden, auf der rechten Seite ist es unabhängig. 

Die rohe Betonstruktur ist extrem klar, und die Glasfenster in jedem Stockwerk erlauben einen Blick durch das Gebäude. Es gibt fast keine undurchsichtige Fläche, die dem neugierigen Auge den Blick auf das Geschehen im Inneren und im dahinter liegenden Hof verwehrt.

Als wir weiter die Straße hinuntergingen, sahen wir, dass die andere Seite des Hauses, das auf einem trapezförmigen Grundstück steht, einen entgegengesetzten Charakter hat. Diese Fassade ist völlig blind: eine raue Betonwand, die wie Papier gefaltet ist, und eine sehr dünne Treppe darauf sind die einzigen sichtbaren Elemente. Auf diese Weise ist das Gebäude nur zur Nord-Süd-Achse hin offen und zur Ost-West-Achse hin verschlossen. Was auf den ersten Blick wie eine amorphe Komposition aussieht, entpuppt sich eher als ein unregelmäßiges Mineral.

Die Form des Gebäudes lässt sich erst durch einen Blick auf die Rückseite vollständig erfassen. Von diesem Innenhof aus wird das System des gesamten Projekts deutlich: Jedes Stockwerk hat eine einzige horizontale Glasfassade und eine breite, sechs Meter tiefe, nicht überlappende Terrasse, die sich die beiden Wohnungen auf jedem Stockwerk teilen. 

Außerdem verläuft von Süden nach Norden eine Treppe auf beiden Seiten des Gebäudeumfangs. Auf diese Weise sind alle Terrassen sowohl von der Ost- als auch von der Westseite zugänglich und jeder kann jeden Winkel des Grundstücks betreten. Auf diese Weise sind die privaten und die öffentlichen Räume so miteinander verbunden, dass sie nicht mehr zu unterscheiden sind. 

Nachdem ich die Gesamtform kurz beschrieben habe, möchte ich einige objektiv-subjektive Beobachtungen von der Rückseite her anführen.

Wenn wir uns nun auf diese Terrassen, ihre Proportionen und die Art und Weise, wie sie „geformt“ wurden, konzentrieren, stechen einige Elemente gegenüber anderen hervor. Diese Volumina und ihre Oberflächen münden in bestimmte Richtungen, die eine gewisse Qualität der Bewegung suggerieren können. 

Wir stellen fest, dass die Betonplatten und die Metallgeländer starke Elemente sind, die eine feste und enge horizontale, rhythmische Abfolge schaffen. Dieses „Tempo“ begünstigt, durch die einfallenden perspektivischen Linien der Treppen auf beiden Seiten des Gebäudes (mit trapezförmigem Grundriss), einen beschleunigten und unruhigen Blick über die Terrassen. Diese Bewegung, zu der das Auge getrieben wird, hält plötzlich an und erreicht die gemeinsame Dachspitze und dann den Himmel. Dieser unterbrochene Höhepunkt wird durch das Fehlen eines klaren Endes oder, wie ich es gerne nenne, eines „Kopfes des Gebäudes“ verursacht. Die Form suggeriert eigentlich, dass die Struktur oder das Muster Platte-Geländer endlos reproduziert werden könnte. Das Projekt suggeriert einen plötzlich gestoppten Prozess.

Das einzige Element, das versucht, das Ensemble zu vereinheitlichen, ist die Treppe, die den Umkreis umschließt. Diese kreisförmige, grenzenlose Zirkulation verleiht dem Projekt ein grundlegendes Gefühl der Verspieltheit und Leichtigkeit, wenn auch auf eine fragile und schlichte Weise und nimmt dem Baukörper etwas die Schwere.

Die Dynamik, die gerade erwähnt wurde, beherrscht tatsächlich die gesamte Nord-Süd-Achse und kann auch von außen erlebt werden. 

Auf dieser Achse markiert das Profil, das auf der einen Seite durch die einziehbare Fassade und auf der anderen Seite durch die zigguratähnliche Konstruktion gegeben ist, eine klare Diagonale. Es scheint, als ob sich das gesamte Gebäude über die Straße strecken und ausbreiten könnte. Doch wie bereits bemerkt, führt die Richtung, der das Auge instinktiv folgt, ins Leere. Das ganze Ensemble wirkt wie der Sockel einer Brücke, die noch nicht zu Ende gebaut ist und eigentlich noch wachsen und sich ausdehnen könnte, was eine gewisse Festigkeit suggeriert, die noch nicht erfüllt ist.

Die Qualität, die am meisten in diesem Project vorherrscht, ist die Gesamtgestaltung, die das Leben der Bewohner stark beeinflusst und unsere derzeitige Lebensweise in Frage stellt. Das Projekt schafft ein kleines Ökosystem, das eine globale Welt ohne Grenzen verkörpert und einen großzügigen Raum bietet, in dem Begegnungen und ein gemeinschaftliches Leben möglich sind, was für unser individuelles Wohlbefinden und unsere Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist.

Doch auch die wenigen im Text erwähnten Aspekte wirken sich auf das Ergebnis des Projekts aus, auch wenn sie weniger greifbar sind. Sie haben dennoch einen starken Einfluss auf den Menschen. 

Die Architektur drückt eine strenge, kühle und düstere Sprache aus, die mich auf dem Heimweg an die Farbe erinnerte, die „Die verfemten Dichter“ in ihren Gedichten verwendet haben.



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