Treffen „Intention und Inspiration im Entwurfsprozess“ in Alfter.

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Die Teilnehmer hören den Beitrag von Gregory Burgess – Foto von Christoph Schmidt

Im Mai diesen Jahres trafen sich Architekt:innen und Studierende aus verschiedenen Ländern zu einem Workshop zum Thema „Intention und Inspiration im Entwurfsprozess“ an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn. Die Kooperation der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum, des IFMAs und der Alanus Hochschule, hatte zum Ziel den Studierenden die Teilnahme zu erleichtern und in den Diskurs mit einzubeziehen. Wir, Neja Häbler und Christoph Schmidt, Architekturstudierende der Alanus Hochschule, haben uns über die Möglichkeit sehr gefreut, bei der Entwicklung und der Organisation der Tagung mithelfen zu dürfen. In der kleinen aber multinationalen Gruppe, entstand ein reger Austausch zum Tagungsthema. Der täglich, von Willem-Jan Beeren geleitete Auftakt diente der Wahrnehmungsschulung und bot einen praktischen Einstieg in die Thematik. Anhand von Bewegungsübungen wurden persönliche Intentionen der Teilnehmer:innen in der Gruppe spür- und sichtbar gemacht. Die daran anschließenden Werkberichte von erfahrenen Architekt:innen sowie Studierenden, beleuchteten persönliche Arbeitsweisen und Inspirationsquellen. Außerdem bildeten sie die Grundlage für die nachfolgenden Gesprächsrunden. Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Vortragenden zeigten verschiedenste Aspekte und Haltungen zur Architektur auf. Der kontroverse Diskurs über die Rolle der Architekt:innen und den menschlichen Beitrag im Entwurfsprozess, erbrachte die Frage nach „Raum“ als mögliches Thema, welches in zukünftigen Tagungen aufgegriffen werden könnte.

Neja Häbler, Christoph Schmidt (Deutschland)

 

Im Mai trafen sich an der Alanus Hochschule in Alfter junge und erwachsene praktizierende Architekten und Architekturstudenten mit Interesse an organischer Architektur, um Erfahrungen auszutauschen und das Thema „Intention und Inspiration im Entwurfprozess“ zu vertiefen. Solche Anlässe sind für mich sehr bedeutsam, da sie eine Chance darstellen, Menschen aus der ganzen Welt direkt zu treffen, die auf ihre eigene Weise versuchen, in eine ähnliche Richtung zu arbeiten. Dieses Treffen hatte auch die Besonderheit, dass ein paar Studenten von Alanus ein aktiver und wichtiger Teil der Organisation darstellten, was ich sehr inspirierend fand. Diese aktive Beteiligung von Studenten, die – wie ich – neugierig sind, die Theorie und Praxis der Architektur durch die Linse der Weltanschauung Rudolf Steiners zu lernen und zu erleben, war für mich etwas neues. Dieser Workshop, an dem neben Architekten auch zahlreiche Studenten teilnahmen, war geprägt von einer fröhlichen und bereichernden Atmosphäre, voller echter Neugier und Begeisterung. Der Wille zum Austausch, der Wissensdurst, eine Neugier, die gestillt werden will, der Wunsch, etwas Sinnvolles zu finden, waren spürbare Energien, die das Treffen hervorbrachte. Das Gleichgewicht zwischen den Generationen ist in der Nische der anthroposophischen Architektur etwas ziemlich Ungewöhnliches. Diese einzigartige Umgebung führte am Ende des Treffens nach verschiedenen Beiträgen und praktischen Übungen zu grundlegenden Fragen über das Verhältnis von Form und Materie, über die eigentliche Bedeutung von Nachhaltigkeit und über die wesentliche Notwendigkeit der Erfahrung des architektonischen Raums. Zukünftige und neue Zusammenkünfte wie diese sind unerlässlich, um mit dem Aufbau eines vielfältigen und robusten Netzwerks junger und erwachsener Architekten zu beginnen, die ständig zusammenkommen müssen, um neue Fragen und Lösungen für die Gegenwart zu erforschen.

Nicolas Gemelli (Italien)

 

Workshop mitPieter van der Ree – Foto von Neja Haebler

 

Das Treffen in Alfter war ein erster Versuch, ein Gespräch zwischen Studierenden/Jungarchitekten und erfahrenen Planern zu entfalten, angeregt durch Fragen junger Teilnehmer während der Architekturtagung am Goetheanum (Dornach, CH) im Oktober 2022. Um die Veranstaltung Aufgrund der Wünsche der jüngeren Teilnehmer zu gestalten, wurden zwei Studierende der Alanus Hochschule in die Vorbereitungsgruppe aufgenommen. Bis zum Beginn der Versammlung war nicht klar, wie viele Personen teilnehmen würden, auch aufgrund der späten Veröffentlichung des Programms. Am Ende kam eine interessante Gruppe von etwa 20 Personen zusammen – hauptsächlich Studenten aus Alfter sowie Studenten und junge Architekten aus Italien, Mexiko und Belgien. Ich habe das Interesse und das Engagement der Teilnehmer sehr geschätzt, was zu lebhaften Diskussionen führte, angeregt durch die Beiträge von Gregory Burgess (Australien), Ragnhlid Klußmann und Martin Riker (Deutschland), die einen tiefen Einblick in ihre Designansätze und in die Art und Weise, wie sie Absichten entwickeln und zu Inspirationen kommen, gaben. Spannend war es auch, am Samstagabend die Projekte einiger Studierender aus Deutschland und Italien zu sehen und zu hören, wie sie zu Lösungen kommen, sowie die Unterschiede in ihren Einstellungen und Motivationen zu bemerken. Die Gespräche im Anschluss an die Projektpräsentationen waren sehr anregend und stellten für mich einen krönenden Abschluss der Veranstaltung dar. Auch die beiden Workshops, einer auf Englisch und einer auf Deutsch, waren Anlass um zu erleben, wie unterschiedliche Architektengenerationen ein und dieselbe Aufgabe angehen, und um unterschiedliche Ansätze auszutauschen und zu vergleichen.
Im Abschlussgespräch tauchten mehrere Fragen und Themen auf und wurden zum Diskussionsgegenstand, zum Beispiel die Beziehung zwischen Kunst und Architektur, die Wahl zwischen stark individualisiertem Design und Flexibilität, wie man Nachhaltigkeit im Kontext von organischem Design versteht, wie man zu einer echte Erfahrung der Qualität von Raum und Architektur kommen kann, inwieweit die Gestaltung eines Raumes das gesellschaftliche Leben, das sich in ihm abspielt, beeinflusst.
Es war für mich ermutigend zu sehen, wie sehr sich die jungen Teilnehmer für diese Themen interessierten. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, dass viele der von uns angesprochenen Aspekte für sie noch unerforscht sind und dass es hilfreich wäre, sie in zukünftigen Treffen zu vertiefen. Generell bin ich sehr dankbar für diese Gelegenheit, die neuen Studierenden der Alanus Hochschule näher kennenzulernen, die sich sicherlich von denen unterscheiden, die ich in der Ukraine und in Italien unterrichte. Ich hoffe, dass dies der Beginn eines Austauschs war, der in den nächsten Jahren fortgesetzt wird.

Luigi Fiumara (Italien – Ukraine)

 

Ein äußerst bereichernder Teil dieses Workshops bestand darin, mit einer Generation zukünftiger Architekten in Kontakt zu treten und Ideen auszutauschen und gleichzeitig mit erfahrenen Fachleuten ins Gespräch zu kommen und von ihnen zu hören. Da ich mich zwischen diesen beiden Polen befinde, denke ich über die Themen nach, die sich daraus ergeben, und ich kann sagen, dass es bei architektonischen Absichten auf Kultur, Ortsgefühl und natürliche Umgebung ankommt. Jede Kultur, jeder Ort und jede Umgebung hat ihre eigenen Fragen und ihre eigenen Antworten, die nur von innen heraus beantwortet werden können. Wenn solche Workshops an verschiedenen Orten durchgeführt werden könnten, wären die Prozesse vielleicht diversifizierter, die Ergebnisse reicher und die Arbeitsteams nicht nur nach Sprache, sondern auch nach Alter und Geschlecht usw. gemischter. Die Frage der Inspiration ist von größter Bedeutung in einer Zeit, in der KI alle Antworten geben kann, sodaß die Vorstellungskraft der Architekten gehindert wird und in Vergessenheit gerät, obwohl ich davon überzeugt bin, dass Algorithmen niemals die menschliche Fähigkeit zur Vorstellungskraft, Inspiration und Intuition ersetzen werden.
Das Thema Inspiration bedarf noch einer ganzen Menge Forschung, Vorstellungskraft und Anwendung auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene innerhalb der Architektur, um es zu verstehen und so einem vollständigen Fluss des Willens des Geistes in uns zu ermöglichen, in uns zu wirken, als wir und insbesondere unsere kreativen Gedanken zur zukünftigen Architektur werden.

Cecilia Ramirez Corzo (Mexiko-Japan)

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